Mid-Century-Ära, Mid-Century-Design, Mid Century Modern, Mid-Century-Stil: Wer es in puncto Wohndesign funktional, minimalistisch und elegant mag ohne auf Wohnlichkeit zu verzichten oder die stilvolle Coolness einer Cocktail-Lounge bevorzugt, wird immer wieder auf den Begriff »Mid Century« stoßen. Mid-Century-Möbel sind zeitlos und liegen im Trend. Doch was genau verbirgt sich dahinter?
Innovatives Design der 1950er Jahre
»Mid Century Modern«, so der ursprüngliche Begriff, umfasst im engeren Sinne die gesamte Designwelt der Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts: Möbel, Leuchten, Glas und Keramik, Textilien sowie Produkt-, Industrie- und Grafik-Design bis hin zu Häusern einschließlich ihrer Interieurs. Er geht zurück auf das gleichnamige Buch der Journalistin Cara Greenberg, die 1984 darunter das innovative Design der 1950er Jahre zusammenfasste.
Optimismus und Aufbruchstimmung
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gingen vor allem von den USA wichtige Design-Impulse für das Mid Century Modern aus. Hier hatte man den Krieg nahezu unbeschadet überstanden. Die Wirtschaft boomte und die Konsumkraft war groß. Die Menschen blickten zuversichtlich in die Zukunft. Dieses lebensbejahende Gefühl spiegelte sich u.a. in ihrer Konsumfreude und wurde in den leichten, beschwingten Formen des Designs aufgegriffen. Bald schon entwickelten sich auch Skandinavien und Italien zu Design-Zentren – Mid Century Modern wurde international.
Möbel für den Menschen
In den 1950er Jahren waren die Wohnverhältnisse in den Städten beengt. Das neue Möbel-Design kam diesem Umstand entgegen:
Es war bequem, kindersicher und so dimensioniert, dass es in die kleineren Nachkriegshäuser und -apartments passte. Cara Greenberg
Gleichzeitig vermittelten die Einrichtungsgegenstände Wohnlichkeit und zeugten von Stilbewusstsein.
Nierentisch & Co.
Nierentische, bunte Cocktail-Sessel und Tüten- oder Tulpenlampen hielten international Einzug in die Wohnungen. Mobile Einzelmöbel, Resopal beschichtete Blumenbänke, auffällig gemusterte Tapeten und Wohntextilien brachten eine moderne Lebenseinstellung zum Ausdruck.
Teakholzmöbel
Hans J. Wegner begründete mit seinem organisch geformten Stuhl JH 501 (1949) den Erfolg der Teakholzmöbel aus Dänemark. Besonders in Deutschland schätzte man die schlichten und praktischen Einrichtungsgegenstände, die mit ihren schmalen Beinen und farbigen Textilien Leichtigkeit verströmten.
Streamline-Design
In den USA stylte Raymond Loewy Produkte auf originär amerikanische Weise im Streamline-Design. Der von ihm gestaltete Kühlschrank »Frigidaire« wurde zum Mythos.
Organische Formen
Schon 1940 hatte das Museum of Modern Art in New York den Wettbewerb »Organic Design in Home Furnishing« ausgeschrieben, um leichte und beschwingte Formen mit Bezug zum menschlichen Körper für Einrichtungsgegenstände, Stoffe etc. zu finden. Charles Eames und Eero Saarinen erhielten den Preis und zählten fortan zusammen mit Harry Bertoia zu den gefragtesten und bekanntesten Designern eines neuen organischen Stils. Sie experimentierten mit Materialien wie Aluminium, Drahtgeflecht, Kunststoff oder Sperrholz und mit innovativen Techniken aus der Holz- und Kunststoffverarbeitung, die eine Massenfertigung der weichen, geschwungenen Formen ermöglichte.
Design-Ikonen
Beispiele sind der »Plastic Arm Chair DAW« oder der »Lounge Chair mit Ottomane« von Charles und Ray Eames, der Drahtgittersessel »Diamond« von Harry Bertoia, der »Ameisenstuhl« von Arne Jacobsen, der »Tulip Chair« von Eero Saarinen, die Hängelampen von Poul Henningsen oder die Akari-Leuchten von Isamu Noguchi. Vom Ready Made inspiriert entwarfen in Italien die Brüder Achille und Pier Giacomo Castiglioni witzige Sitzgelegenheiten und die stilvolle Bogenleuchte »Arco«. Sie alle gelten heute als Klassiker des Einrichtungsdesigns, die auf Auktionen hohe Preise erzielen.
Nachauflagen
Mit ihren kreativen Entwürfen gingen die Designer in hochwertige Serienproduktion, u.a. für namhafte Möbelhersteller wie Fritz Hansen, Hermann Miller, Knoll International oder Vitra. Diese bringen heute wieder gefragte Neu- oder Nachauflagen ihrer Designer-Möbel aus der Mid-Century-Ära auf den Markt.
Mid-Century-Stil
Zahlreiche Möbelhersteller produzieren heute Möbel im Mid-Century-Stil. Dabei greifen sie in ihren Kollektionen Stilelemente der Einrichtungsgegenstände jener Zeit auf: Sideboards mit schlichten Fronten oder konisch zulaufende Beine verweisen ebenso auf die Möbel der 1950er Jahre wie die Kombination natürlicher Materialien mit Kunststoffen oder zeitgemäße Interpretationen von bewährten Formen wie dem Cocktail-Sessel oder dem Nierentisch.
Wer sich den Stil der Mid-Century-Ära zueigen machen möchte, hat daher heute zahlreiche Möglichkeiten. Neben neu entwickelten Kollektionen im Mid-Century-Stil lassen sich die zeitlos eleganten Möbel als Einzelstücke auch sehr gut untereinander oder mit anderen Stilen kombinieren.