Viele Menschen leben heute ausgesprochen mobil: ein paar Wochen in Hamburg, ein paar Monate in Amsterdam und dann wieder eine Weile in München. Für sie sind Wohnkonzepte wie Co-Living ideal. Diese moderne WG-Form ist besonders in Großstädten beliebt, in denen die Mietpreise kontinuierlich steigen. Dabei müssen die Bewohner nicht auf den Luxus einer großgeräumigen Wohnung verzichten, zahlen dafür aber weitaus weniger. Klingt vielversprechend? Lesen Sie weiter.
Co-Living statt Wohngemeinschaft: So funktioniert das moderne Zusammenleben
Die gute alte Wohngemeinschaft mit Spül- und Putzlisten und endlosen Argumenten über stibitzte Joghurtbecher hat heute ausgedient: Co-Living heißt das moderne Konzept, dass unter mobilen jungen Menschen immer mehr Anhänger findet und mittlerweile auch von älteren Generationen entdeckt wird. Das Einrichten eines Co-Living-Haushaltes schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Mitbewohner teilen die hohen Mietkosten untereinander auf und profitieren von großzügigen Räumlichkeiten statt in winzigen Single-Wohnungen isoliert zu leben. Manche Co-Living-Spaces bieten sogar zusätzliche Annehmlichkeiten wie Fitnessräume, Dachgarten und einen professionellen Putzdienst.
Co-Living zwischen urbaner Professionalität und WG-Gemütlichkeit
Auf dem Co-Living-Markt tummeln sich private und professionelle Anbieter. Bei Letzteren wurde Co-Living bis ins letzte Detail durchorganisiert. Interessenten mieten ein eigenes Zimmer (oder mehrere) und teilen sich öffentliche großzügig gestaltete Wohnflächen mit einer riesigen Küche. Oft handelt es sich um ganze Wohnkomplexe mit Zusatzangeboten wie im Luxushotel: Swimming-Pools, Wellnessbereiche und Fitnesstudios. So sehen die Angebote von Co-Living Pionieren wie Soho House und WeWork aus. Allerdings sind diese Unterkünfte auch nicht gerade billig. Sie richten sich an gutverdienende Berufstätige, die sich für ein halbes oder ganzes Jahr für Projekte in einer Stadt aufhalten oder einfach regelmäßig einen Tapetenwechsel suchen. In Berlin, wo gerade in der Nähe des Hauptbahnhofs ein neues professionelles Co-Living Quartier entsteht, kosten die Zimmer ab 489 Euro aufwärts.
Im privaten Bereich ähnelt Co-Living eher der klassischen Wohngemeinschaft mit privaten und geteilten Räumlichkeiten, aber größerer Flexibilität. Mitbewohner bleiben nicht über Jahre zusammen, sondern kommen und gehen nach einigen Wochen oder Monaten, wie sie wollen. Angeboten werden die Zimmer eher über Portale wie Airbnb. Der Vermieter drückt den Räumlichkeiten seinen eigenen Stempel auf.
Wie lässt sich ein Co-Living-Haus einrichten?
Für Privatpersonen, die unter den hohen Mieten der Großstädte leiden, kann es überlegenswert sein, neue Mitbewohner in einem Co-Living-Haushalt anzulocken. Der deutsche Wohnungsmarkt leidet vor allem unter einem Mangel an bezahlbaren Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen: Eben genau der Wohnungsgröße, die von der rasant steigenden Zahl der Singles gesucht wird. Stattdessen sind viele große Wohnungen mit vier oder fünf Zimmern auf dem Markt, die für einzelne Personen zu teuer sind. Diese lassen sich jedoch hervorragend als Co-Living-Spaces anmieten. Der Vermieter richtet sich ein Zimmer für sich selbst her und bietet weitere Zimmer zur Untermiete an.
Damit alle Mitbewohner glücklich sind, sollten bei der Einrichtung der Wohnung einige Dinge beachtet werden:
- Ein abschließbares Zimmer für jeden Mitbewohner
- Stabiles schnelles WLAN in jedem Zimmer
- Eine gut ausgestattete Küche mit genug Stauraum im Kühlschrank und in Vorratsschränken
- Ein großer Küchentisch bringt alle Mitbewohner zusammen
- Ein großes Wohnzimmer mit mehreren Sofas und Sesseln für alle
- Je mehr weitere Gemeinschaftsräume umso besser, z.B. ein Garten, Dachgarten oder Balkon und ein Zimmer für gemeinsame Yoga-Stunden, Meditation, Fitness, etc.
Es ist sinnvoll, die Co-Living-Wohnung (oder das Haus) ein- oder mehrmals pro Woche professionell reinigen zu lassen und die Kosten auf die Miete zuzuschlagen. Dies erspart die klassischen WG-Debatten, wer wann für was zuständig ist. Dazu fehlen Berufstätigen die Lust und vor allem auch die Zeit. Für geteilte Räume wie die Küche, das Bad und das WC sollten zudem bestimmte feste Hygieneregeln aufgestellt werden, um Konflikte zu vermeiden. Denn längst ist nicht alles, was selbstverständlich sein sollte auch wirklich so.
Welche Möbel eignen sich für eine gemütliche Co-Living-Wohnung?
Um Mitbewohner anzulocken, sollten die Räumlichkeiten hell und ansprechend eingerichtet werden. Dies erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl, denn während der eine einen goldgrünen plüschigen Ohrensessel toll findet, steht der andere mehr auf einen ultramodernen Minimalismus in Schwarz.
Für die geteilten Räumlichkeiten sind daher neutrale Farben und Designs die beste Wahl. Gerade das Wohnzimmer sollte dabei so eingerichtet werden, dass einzelne Rückzugsbereiche entstehen: Ein Bereich mit großzügigen weißen oder grauen Sofas und einem klassischen Wohnzimmertisch für gemeinsame Fernsehabende zum Beispiel – und zwei oder drei kleinere Sitzgruppen für private Gespräche, das stille Arbeiten ohne von den Mitbewohnern getrennt zu sein oder die Skype-Sitzung.
Unverzichtbar ist ein großer robuster Holztisch mit ausreichenden Stühlen, an dem alle Mitbewohner gemeinsam essen und reden können. Dieser kann in einer großen Küche Platz finden oder in einem separaten Esszimmer. Gemeinsame Mahlzeiten stärken das Gemeinschaftsgefühl in der Co-Living-Wohnung und helfen Neuankömmlingen dabei, ihre Mitbewohner kennenzulernen und schnellen Anschluss zu finden. So wird aus Fremden schnell eine lebendige Wohneinheit.
Lassen Sie sich inspirieren!
kommentare
Tolle Beschreibung des Phänomens.
Um welches Bauvorhaben handelt es sich in Berlin Nähe Hauptbahnhof?
Danke!
Hallo Tobias,
vielen Dank :-). Es handelt sich um folgendes Bauvorhaben: https://www.gruenderszene.de/allgemein/co-living-medici-living-group-quarters
Wir haben die Links jetzt nachgetragen.
Viele Grüße