Mit der Farbe Weiß assoziiert jeder etwas Positives: Strahlend weiße Wäsche, ganz in Weiß heiraten, weiße Dörfer … In der Tat ist sie ein Allroundtalent: Keine andere Farbe ist so vielseitig verwendbar, mit allem kombinierbar und zeitlos. Weiß ist daher immer aktuell – insbesondere bei der Einrichtung.
Der Trend, Häuser und Wohnungen in Weiß zu halten oder auszustatten, findet viele Fans. Was macht diesen ewig jungen Klassiker so beliebt – und wie setzt man die Farbe Weiß am besten ein?
Wissenswertes rund um die Farbe
Weiß ist die Summe aller Farben: Zerlegt man farblos („weiß“) scheinendes Licht mit einem Prisma, werden die Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett sichtbar. Mindestens ebenso vielfältig wie diese Spektralfarben sind unsere Assoziationen mit Weiß – etwa Reinheit, Unschuld, Vollkommenheit, das Gute, Frieden, Luxus oder Licht. Die positive Konnotation hat viele Gründe. Als Symbol von Reinheit und Unschuld blieb weiße Kleidung lange Priestern vorbehalten, gilt doch Christus als das weiße Lamm, die weiße Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Später dann wurde weiße Kleidung zum Statussymbol von Menschen gehobener Gesellschaftsschichten und in Spitzenpositionen, in denen man sich und seine Kleidung nicht verschmutzte (»white-collar-people«). Wer eine »weiße Weste« hat, hat sich nichts zuschulden kommen lassen.
Ehrlich, rein und verlässlich sei Weiß, behauptete auch Le Corbusier, der bekannte Architekt der Moderne. Gemeinsam mit ihm erhoben seine ebenfalls namhaften Kollegen wie Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe oder Hans Scharoun die Farbe in den 1920er- und 1930er-Jahren zu der Farbe der Architektur der Moderne, weil allein sie Klarheit und Konzentration auf die Form zuließe.
Lange Zeit basierte die Produktion weißer Farbpigmente auf Blei, Kalk oder Kreide. Das war sehr aufwendig und kostspielig, daher wurden sie in der Regel nur sparsam eingesetzt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts konnte Titandioxid für die industrielle Nutzung aufbereitet werden. Seitdem werden damit leuchtend weiße, deckende Farben und Lacke erzeugt. Weiß ist heute nicht gleich Weiß; es gibt die Farbe in unzähligen »Wärmegraden« von Creme, Elfenbein, Eierschale, Wolle über Perle, Porzellan und Papier bis zu Alabaster oder Blütenweiß.
So wirkt die Allroundfarbe
In der Inneneinrichtung sorgt Weiß für eine positive Grundstimmung, schafft Ruhe und Klarheit, bündelt Licht und erzielt den Eindruck von Weite auch in kleineren Räumen. In offenen Wohnräumen treten weiße, glatte Schrankfronten, zum Beispiel von Küchen, unaufdringlich in den Hintergrund. In und auf weißen Möbeln kommt alles bestens zur Geltung, ohne dass Räume überfüllt oder unaufgeräumt wirken.
Zeitloses Weiß passt zu allen Stilen, in jedes Zimmer, zu jedem Typ, zu jedem Alter. Mit keiner anderen Farbe lässt sich so ausdrucksstark mit Licht, Kontrasten und Materialien spielen und unendlich kombinieren. Weiß ist eine neutrale Bühne für jedes denkbare Ambiente, denn es lässt allen Farben, Formen, und Materialien den Vortritt. Weiß kann kühl, clean und frisch wirken, auf weißen Flächen wird jeder Schmutz leichter entdeckt. Darum war und ist vor allem in hygienisch zu haltenden Bereichen wie Bad oder Küche für Fliesen, Möbel und Sanitärgegenstände Weiß die Farbe der Wahl.
Weiß einrichten
In den 1930er-Jahren sorgten in Hollywood weiße Sofas und Teppiche für Furore, in den 1960er-Jahren diente glänzendes Weiß als Hintergrund für Pop-Art, in den 1970er-Jahren war Weiß die Farbe der funktionalen Sachlichkeit und der Postmoderne – weiße Raufaser, weißer Schleiflack, weißer Marmor und geweißter Beton allerorten. Heute machen es hochwertige Natur- oder Hightech-Materialien, pflegeleichte Oberflächen, Lacke und Furniere von Matt bis Hochglanz verführerischer denn je, sich für eine Einrichtung in oder mit Weiß zu entscheiden.
Sollen sowohl Wände, Möbel und Dekoration, vielleicht sogar der Boden, weiß sein, erzeugen unterschiedliche Materialien, Oberflächen und Texturen – Lackflächen, Lederbezüge, Holzdielen, Backsteinwände, Strukturteppiche, Kaschmirdecken oder Seidenkissen – Lebendigkeit. Minimalisten erheben Weiß in Kombination mit klaren Formen, glatten Flächen und funktionalem Dekor wie Artemide-Lampen oder Stahlrohr-Freischwingern von Marcel Breuer zum perfekten Design-Understatement.
Sparsam dosierte knallbunte oder neonfarbige Eyecatcher erzeugen Spannung und Fröhlichkeit. Maritim wirkt Weiß mit Blau, Rot und Treibholz, Kork oder poliertem Messing. Schwarz, Grau, dunkles Mokka, Kupfer, Gold, Messing oder Chrom mit Weiß muten edel an.
Ein gebrochener, warmer Weißton schafft im Zusammenklang mit natürlichen, sanften Farben wie Creme, Camel oder Sand, mit Holzmöbeln und weichen Stoffen eine ruhige Atmosphäre. Weiße Möbel im Landhaus- oder Skandi-Stil wirken mit Accessoires in Naturtönen oder gedeckten Pastelltönen hell, freundlich und wohnlich. Vintage- oder Shabby-Chic-Stücke mit Patina kommen vor Weiß stylish daher. Retro-Formholzmöbeln und grafischen Mustern der 1950er- und 1960-Jahre nimmt Weiß die Härte und Düsternis, ebenso Möbeln aus schwerem Eisen und rohem Holz im Industrial Style, die etwa mit riesigen Glühbirnen und grobem Leinen in Cremeweiß kombiniert werden.
Weiß, so Star-Architekt Richard Meier, sei die wunderbarste Farbe, denn es erzeuge eine neutrale Oberfläche, auf der sich das Erlebnis eines Raumes aufbaue. Eine Spielwiese also, die Lust auf eigene gestalterische Ideen macht – Nutzen Sie dieses Potenzial der Farbe Weiß!